Merseburger Zaubersprüche

Die „Merseburger Zaubersprüche“ gehören zu den wenigen echten (authentischen), überlieferten Zaubersprüchen. Sie gehören also ins Reich der Magie. Die Merseburger Zaubersprüche entstammen einer Sammlung von Schriften aus dem Früh- und Hochmittelalter aus der Bibliothek des Domkapitels zu Merseburg, einer Stadt in Sachsen-Anhalt an der Saale. Im Jahr 1842 wurden diese Zaubersprüche in althochdeutscher Sprache von Jacob Grimm erstmals herausgegeben, ins moderne Hochdeutsch übersetzt und mit einem ausführlichen historischen und völkerkundlichen Kommentar versehen, der ihre besondere Entstehungsgeschichte und ihren Inhalt beschreibt.
Die Merseburger Zaubersprüche beinhalten 1. einen sogenannten Lösezauber zum Loslösen der Fesseln eines Gefangenen, und 2. einen sogenannten Heilungszauber zum Einrenken eines verrenkten Fußes. Der zweite Zauberspruch ist sehr bekannt und lautet in Spruchform “ben zi bene, bluot zi bluoden, lid zi liden, sose gelimida sin!“ und das heißt auf Hochdeutsch „Knochen zu Knochen, Blut zu Blut, Sehne zu Sehne, wie geleimt sollen sie sein.“ Die Rahmenerzählung ist die, dass ein Reiter in einem Wald stürzt, weil sich sein Pferd plötzlich einen Huf verrenkt hat, und er diesen – mangels Arzt – durch das Aufsagen eines Zauberspruchs wieder heilen will. Durch die magische Kraft des Wortes sollte also die Heilung beschleunigt werden. Doch die alten Merseburger Zaubersprüche sind mehr als nur diese, heute kurios anmutende, Zauberformeln aus dem Altdeutschen, sondern sie zeigen auch die Sagen- und Götterwelt einer noch heidnischen Kultur an, die in vielen deutschsprachigen Ländern bis ins Hochmittelalter andauerte, trotz der Christianisierung. Sie sind insofern nicht nur eine Quelle von Ritualen und Formeln für den angehenden Magier, sondern auch ein Stück Zeitgeschichte der Entwicklung Europas.


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